Chile und Argentinien - Nord


16.12.-02.01. Valparaiso, Feiertage in Mendoza und zurück nach Chile
Von Valparaiso will ich per Rad über den Bermejo Pass nach Mendoza. Auf dem Weg liegt der Nationalpark "La Campana" und in der Nähe finde ich auch einen supernetten kleinen Campingplatz. Die Straße führt bis Rio Blanco nur mäßig bergauf, danach wird's steiler. Für diese Hauptverbindungsachse zwischen Chile und Argentinien hätte ich mit mehr Verkehr gerechnet. Es gibt einen Seitenstreifen oder zumindest eine breite Straße, ganz OK zu fahren. Die Überdachungen gegen Steinschlag kann man auf Schotter umfahren und die Sonne scheint auch. Soweit läuft alles gut. Ich erreiche den Abschnitt kurz vor Portillo. Hier wird eine Moränenhalde mit 29 Spitzkehren überwunden. Bis Kehre 14 radel ich zusammen mit den restlichen Verkehr souverän bergauf, dann höre ich ein leises "pffft". Auf einen Schlag ist die Luft aus dem Hinterrad. Ich fahre an die Seite und ziehe einen neuen Schlauch auf. Keine 20m später höre ich einen dumpfen Knall, die Luft ist schon wieder raus. Nach gründlicher Untersuchung des Reifens kommt der dritte Schlauch auf die Felge. Peng! Diesmal knallt der Schlauch schon beim Aufpumpen. Zusätzlich halte ich auf einmal eine gebrochene Hinterradachse in der Hand. Etwas konsterniert stehe ich neben meinem Rad. Na gut, Daumen raus und warten. Zum Glück fährt hier viel Schwerlastverkehr. Nach einiger Zeit hält ein LKW und ich kann die Reststrecke zum Pass und weiter bis nach Mendoza mitfahren. Der Fahrer lädt mich abends in einem Aussenbezirk ab. Gerade als ich mir überlege wo ich jetzt noch einen Schlafplatz finde hält ein Auto neben mir. Eine ältere Frau lehnt sich aus dem Fenster. "Es ist gefährlich hier", wie oft ich solche Warnungen schon gehört habe. Aber sie hätte ein freies Zimmer und bietet mir an eine Nacht zu bleiben. So findet der Tag doch noch einen versöhnlichen Ausgang. 
Die Weihnachstage werden zusammen mit neun andern Radlen gefeiert. Die meisten kennen sich aus Cusco. Wir haben eine großzügige Ferienwohnung, Dachterrasse und einen Kochplan für die nächsten drei Abende. Jeder ist froh mal ein paar ruhige Tage zu haben und sich, nach vollbrachter Kochleistung, zurücklehnen zu können. 
Am letzten Tag verabschieden wir uns voneinander, jeder fährt wieder in seine Richtung weiter. Ich nehme den Nachtbus zurück nach Chile. 


06.12.-16.12. Paso Agua Negra

Mit dem Nachtbus komme ich einigermaßen Ausgeschlafen in San Juan an und steige gleich wieder in den nächsten Bus, diesmal ins nicht so weite Jachal.

Ab hier geht's wieder per Rad weiter. Nach kurzem Aufenthalt in Rodeo und der "Cuesta del Viento", einem der besten Windsurfgebiete weit und breit, geht's weiter Richtung Pass. Hinter dem argentinischem Grenzposten fängt die Straße an monoton zu steigen. An einem neuen Asphaltbelag wird gerade gearbeitet. Ich fahre durch leichten Baustellverkehr und Schotterumgehungen. Es gibt immer wieder Regenschauer, so daß ich etwas früher als sonst, an einer schönen Stelle am Bach, Zelte. Der nächste Morgen verspricht gut zu werden, Sonnenschein. Es gibt kaum Verkehr, auf nagelneuer Asphaltschicht kurbel ich mich langsam nach oben. Natürlich wird diese bald von Schotter abgelöst. Die Straße windet sich hinauf bis zum zukünftigen Tunneldurchbruch, der Argentinien und Chile irgendwann verbinden soll. Ich muss noch höher hinauf. Die Steigung zieht sich in die Länge. Büßerschneefelder, eigenartig von Wind und Sonne geformt, werden häufiger. In der Zwischenzeit bin ich auf 4400m. Die Luft ist dünn, ich fange an den zermürbenden Anstieg hinauf zu schieben. Ich bin froh endlich den Pass auf 4750m zu erreichen. Es ist kalt, windig, schneit und die Dämmerung bricht schon an. Die Piste führt auf chilenischer Seite steil abwärts, meine Bremsen sind nicht mehr die besten. Holprige 1000m tiefer Stelle ich mein Zelt im Dunkeln an einem Bach auf. Eisig kalt und wunderschön zeigt sich nach dem aufstehen die bunte Vulkanlandschaft. Weiter abwärts komme ich durch die Einreisekontrolle. Im Gegenwind radel ich noch einige Kilometer, bevor ich den Tag beende. Durch das Elqui Tal fahre ich ins angenehme La Serena. Pausiere zwei Tage. Dann nehme ich den Bus nach Valparaiso um rechtzeitig zu Weihnachten in Mendoza zu sein. Zusammen mit ein paar anderen Radlern werde ich dort ein paar ruhige Feiertage verbringen. 


02.12.-06.12. Quebrada de Cafayate bis Tucuman

Nachdem ich Salta hinter mir gelassen habe wird der Verkehr ruhiger. Die Straße führt angenehm unspektakulär entlang kleiner Dörfchen und Felder. Das viele Grün und die kleinteilige Landschaft erinnert alles etwas an Deutschland. Passend dazu komme ich abends in Alemania an, das gar nicht so deutsch wirkt. Einem ausgestorbenen Fleckchen das seit der Stilllegung des Bahnverkehrs kaum noch Besucher bekommt. Jedoch einen guten Platz zum übernachten bietet.

Durch die wilde, in kräftigen Farben leuchtende Sandsteinlandschaft der Quebrada de Cafayate komme ich zum gleichnamigen Dorf Cafayate, dem zweitwichtigstem Zentrum für die Produktion hochwertiger Weine. 

Ich entscheide nach Tucuman zu fahren um von dort einen Bus nach San Juan zu nehmen. So ersetze ich die weniger reizvolle Teilstrecke nach Mendoza und fahre dafür über den Agua Negra Pass nach Chile. Davor geht es jedoch rauf auf 3042m, zum "El Infernillo" Pass. Von hier in einer herrlichen Abfahrt hinunter ins heiße Tucuman. Unterwegs feier ich mal wieder einen neuen "Tausender", den elften. 

 

24.11.-02.12. Hügel der sieben Farben 

Die ersten 40km Kilometer hinter dem Grenzposten ist wieder richtig fieser Wellblech-/Sand-/Schotterbelag. Dann wird der Belag etwas besser, dann wieder schlechter. Die Umgebung bietet mir nicht viel Abwechslung, die typische Puna-/Vulkanlandschaft. Beim letzten Anstieg vor San Antonio bekomme ich die Gelegenheit auf einem Pickup mitzufahren. In halsbrecherischer Fahrt rase ich auf der Ladefläche die letzten km bis zur Stadt. Pausentag. 

Den schnellen und direkten Weg nach Salta verkneif ich mir. Ich möchte über die Quebrada de Humahuaca nach Purmamarca und zum "Hügel der sieben Farben". Für diesen Umweg muss allerdings wieder eine fürchterliche Wellblechpiste in Angriff genommen werden. 60km später überquere ich den Salinas Grandes. Hier ist der Untergrund besser, dafür fällt einem die Orientierung schwer. Mein Nachtlager schlage ich auf der anderen Seite des Salzsees, zwischen einigen Büschen in den Dünen auf. 

Noch ein Stückchen Feldweg, dann erreiche ich endlich die Asphaltstrasse nach Purmamarca. Den Abra Potrerillos Pass (4170m) hinauf, dann geht es in einer schönen Abfahrt in die bunte Felslandschaft der Quebrada de Humahuaca hinein. Purmamarca erreiche ich am frühen Nachmittag, noch genügend Zeit um Dorf und den "Cerro de siete colores" zu bewundern. 

Nach einem letzten Anstieg führt die Straße bergab. Die Umgebung ändert sich langsam. Die karge Puno-/Vulkanlandschaft weicht einem üppigen Grün. Nach dem letzten Monaten in vorwiegend trockenem, steppenartigen, mit Sanddünen und Vulkankegeln durchsetzen Gegenden, ist es ein besonderer Genuss endlich mal wieder richtige Bäume in einer Wald- und Wiesenlandschaft zu sehen. Doch schon am nächsten Tag wäre ich um ein etwas trockeneres Klima dankbar. Ein heftiger Landregen begleitet mich, die ansonsten schönste Route seit langem, bis nach Salta. Zeit für Stadtbesichtigung, Radreparaturen und Facturas (Blätterteiggebäck) 


17.11.-24.11. Paso Sico

Nach ein paar erholsamen Tagen in San Pedro de Atacama werden die Taschen wieder geschnürt. Für die Weiterfahrt nach Salta gibt es 2 mögliche Pässe. Entweder über den gut ausgebauten Paso Jama oder über den wenig befahren Paso Sico. Die Abfahrt vom Paso Jama bin ich, nach der Lagunenroute, schon hinunter und alles wieder raufkurbeln kommt nicht in Frage. Also über den Paso Sico. Die ersten Kilometer sind die gut zu fahren, wenig Verkehr, guter Asphalt und flache Graslandschaft. Am Ende des Tages geht es dann steiler bergauf. Ich schlage mein Zelt kurz hinter Socaire, windgeschützt in einem kleinen Canyon, auf. Am folgenden Tag endet der Asphalt, eine Schotter-/Wellblechpiste führt jetzt weiter aufwärts. Goldgelbes Punagras bewächst die Hochfläche auf mittlerweile über 4000m. Hinter den Gesteinsformationen, die in sämtlichen Braun- und Ockertönen aus der Landschaft herauswachen, leuchtet die weisse Ebene des Salar Agua Calientes hervor. Hier finde ich ein phantastisches Zeltplätzchen. In der Ferne sind Flamingos zu erkennen, einige Lamas rennen davon. 

Vorbei an der türkisblauen Laguna Tuyaito schiebe/radel ich über die Sand- und Schotterpiste. Starker Seitenwind erschwert die Fahrt. Es folgen noch zwei Steilstücke bevor ich den ersten chilenischen Checkpoint erreiche. Nachdem ich durchgewunken werde bemerke ich einen guten Fahrbahnbelag aus gewalzter Erde. Eine lange Hangpassage bringt mich in eine eigenartige Mondlandschaft. Eine Landschaft aus Sand, Geröll und kleinen Vulkankegeln. Die gute Straße führt mich schnell Richtung Grenze. Hinter dem Grenzschild, auf argentinischer Seite, wird die Piste wieder miserabel. Die nächsten 11km bis zum Grenzposten sind ein Gelduldsspiel zwischen festfahren, absteigen, rausschieben, weiterfahren, festfahren. Immerhin bekomme ich abends am Grenzposten einen Platz im geräumigen Schlafsaal mit Bad und Küche.