Kolumbien

20.07.-23.07. Die Piste nach Pasto/Ecuador

Die Nacht hat es durchgeregnet und bis zum morgen nicht aufgehört. Wird schon aufhören, denke ich und fahr los. Die Strasse windet sich um 1000 Höhenmeter auf 3200m rauf, es hört nicht auf zu regnen und es ist saukalt da oben. Meine regendichte Goretexjacke und -hose halten auch nicht was sie versprechen. Gegen Mittag erreiche ich durchgefroren ein Dorf und finde dort das wahrscheinlich einzige Restaurant mit Kamin. Den hänge ich erst mal mit meinen nassen Klamotten voll und bestelle eine geräucherte Forelle. Bis ich mit der Forelle fertig bin sind meine Sachen geräuchert, aber einigermaßen trocken. Glücklicherweise hat auch der Regen nachgelassen und ich kurbel mich den letzten Anstieg rauf bevor die Straße nach Pasto abwärts führt.

Nach den paar taffen Tagen gönn ich mir einen Pausentag. Mach mich dann auf Richtung Ecuador. Doch bevor es über die Grenze geht müssen nochmal einige Höhenmeter überwunden werden. Kurz vor der Grenze biege ich nach Las Lajas ab, DER Wallfahrtskirche in Kolumbien. Bischen kitschig, vor allem Abends mit wechselnder bunter Beleuchtung, aber die Lage im Canyon des Río Guáitara hat schon was. 

Den nächsten Tag beginnt gleich mal mit dem grossen Glassplitter im Reifen und schlauen Kommentaren von Passanten. Nachdem diese letzte Hürde genommen ist geht's auf raschem Weg zur Grenze nach Ecuador. Kolumbien mit dem Fahrrad, bisher mein liebstes Radlland.

 

16.07.-20.07. Der Sprung auf's "Trampolin"

Rauf und runter zwischen grünen Gipfeln und Militärkontrollen geht es weiter bis Mocoa. Ab hier führt die Straße zum "Trampolin de Muerte", dem Weg nach Pasto. Miese Schotterstraße, steile Abstürze, immer wieder Erdrutsche, Nieselregen und Flussquerungen. Dafür gibt's spektakuläre Blicke ins Tal, Wasserfälle, wenig Verkehr und viel Vegetation. Zwei Tage und zwei Pässe später erreiche ich das Tal auf der anderen Seite und freue mich mal wieder auf eine warme Dusche.

 

12.07.-16.07. San Augustin

Auf dem Weg nach San Augustin treffe ich nochmal das Radlerpärchen. Diese wollen jedoch eine andere Route fahren und so trennen wir uns nach kurzem zusammenradeln wieder. Meine Etappe führt mich bis San Augustin. Dort bekomme ich in der ehemaligen Casa de Ciclistas einen Zeltplatz für die nächsten Tage. Dafür bekommen die jetzigen Bewohner eine große Portion Kässpätzle. Nahe der Stadt befinden sich archäologische Stätten mit hunderten von freaky Statuen aus Vulkangestein. Die Kultur ehrte wohl ihre Toten damit verschwand aber bevor die Spanier eintrafen und wurde Mitte des 18. Jh. entdeckt. So ganz eindeutig ist die Bedeutung der Skulpturen wohl nicht und es bleibt etwas geheimnisvolles.

 

09.07.-12.07. Trockenzeit

Auf perfektem Radweg begleiten mich Andres und ein paar Freunde aus der Stadt heraus. Muss schon sagen, so viele Freizeitradler wie teilweise hier in Kolumbien sieht man selten (und das sagt jemand der oft an einem Samstag Nachmittag im Sommer auf dem Bodenseeradweg unterwegs war:-). Leider endet auch der kolumbianische Radweg irgendwann und es geht, in angenehmen Gefälle, entlang der Straße bergab. Auf der Strecke treffe ich ein kanadisches Radlerpärchen. Zusammen finden wir einen Zeltplatz auf dem Gelände eines Lernzentrums für indigene Kultur. Bei der Gelegenheit ist das Abendessen und etwas Landeskunde inklusive.

Am nächsten Morgen fahre ich schon eher los. Nach einiger Zeit entlang des "Rio Magdalena" wechsel ich auf einer Lancha die Flussseite und somit auf die Seite der Tatacoa-Wüste. Auf rauher Schotterpiste geht es tiefer in die Trockenzone bis zu einem Besucherzentrum mit Zeltplatz. Abends findet in der nahen Sternwarte ein Vortrag mit Sternbildbestimmung statt.

Durch karge Wüstenszenerie führt die Piste weiter zur Provinzhauptstadt Neiva. Entlang der Strecke durfte ich die 5000Km feiern und gleich darauf einen Platten reparieren.

 

07.07.-09.07. Der schnelle Weg über die Berge

Mal wieder wird die EM Teil meiner Routenplanung. Nachdem ich einen "Warmshowers" Host in Ibague gefunden habe, radel ich bis Armenia und nehm den Bus über die Berge. Rechtzeitig zum (nicht so erfolgreichen) Spiel gegen Frankreich komme ich in der Wohnung von Andres an. Naja, eine Variable weniger bei der Routenplanung. Ich lasse mich Überzeugen noch eine Nacht zu bleiben. Den nächsten Tag verbringe ich in und um Ibague mit Andres und seinen Freunden. 

 

04.07.-07.07. Salento

Von Manizales führt die Strasse in wunderschöner Umgebung abwärts nach Chinchina und wieder rauf nach Salento, meinem Ziel für die nächsten Tage. Nahe dem touristischen Salento liegt das nicht minder touristische "Valle de Cocora" mit seinen grünen Tälern und in den Himmel ragenden Wachspalmen die bis zu 60m! hoch werden können und somit die höchste Palmenart der Welt sind, kolumbiens Nationalbaum. Mit dem Jeep wird man nach Cocora gefahren. Auf einem Rundweg durch das Tal, über "Indiana-Jones-Brücken", einem Kolibrireservat und Aussichtspunkten kommt man zum spektakulärsten Teil mit den Wachspalmen, fantastische Runde.

Da ich im kolumbianischen Kaffeehochland bin darf bei der Gelegenheit auch eine Führung durch eine Plantage nicht fehlen, vom Keimling bis zum Kaffee. Hinter Brasilien und Vietnam belegt Kolumbien den dritten Platz der weltweit größten Kaffeproduzenten. Aber natürlich ist hier im Hochland die Qualität am besten :-) Der Großteil des Kaffees geht jedoch in den Export, die Kolumbianer trinken meist die 3. Qualitätsstufe. Dementsprechend bekommt man, wenn man Kaffee bestellt, in der Regel, Instantkaffee serviert :-(

 

29.06.-04.07. Manizales, die ersten Andenausläufer

Momentan wird die Routenplanung mit den D-EM spielen abgeglichen. So fahre ich heute schon los um rechtzeitig, zum Strassenfeger D-I, in Manizales zu sein. Hinter Medellin führt die Straße steiler werdend Bergauf zum "Alto de Minas Pass". Dort schlage ich für heute mein Zelt auf und treffe Ole und Johanna, mit denen ich mich lose hier verabredet hatte. Bei angenehmen kühlen Temperaturen krame ich zum ersten mal meinen Schlafsack heraus, den ich bisher in die letzte Ecke meiner Taschen geschoben hatte.

Zusammen gehen wir die ausgedehnte Abfahrt an und radeln auf und ab entlang des Rio Causa Flusstales. Hinter dem Städtchen Irra trennen sich unsere Wege, ich nehme den langen, zähen Anstieg nach Manizales in Angriff, während die beiden weiter nach Preira fahren. Der nicht enden wollende Anstieg zur Stadt nimmt dann doch irgendwann ein Ende und ich checke erschöpft im Hostel ein. Der D-I Elfmeterkrimi wird am nächsten Tag im Hostel verfolgt und die Stadt, die mitten im kolumbianischen Kaffeehochland liegt, erkundet.

 

25.06.-29.06. Medellin und EM Planung

Nach einer einigermaßen angenehmen Nachtfahrt, suche ich zügig mein Hostel und checke ein. Jetzt wird schnell eine Bar mit TV gesucht für's EM-Spiel D-Slowakei. Medellin ist mittlerweile nicht mehr die gefährlichste Stadt der Welt, wie noch zu Zeiten Pablo Escobars. Die Kehrtwende zur einer der innovativsten Städte der Welt scheint geschafft, lasse ich mir am nächsten Tag während der "Free walking Tour" erklären. Später schlendere ich durch den Botanischen Garten, unterhalte mich mit einem Kolumbianer. Er fragt mich ob es gefährlich sei nach Europa zu Reisen, er lese viel von den Terroranschlägen und Flüchtlingsströmen. Wie sich die Zeiten ändern, denke ich und versichere ihm das es nicht gefährlicher als hier in Kolumbien ist. Ich lasse den Nachmittag ausklingen und denke noch ein wenig darüber nach wo es denn nun wirklich gefährlicher ist.

 

21.06.-25.06. Cartagena und ein bisschen zuviel für einen Tag

Nach dem Abschiedsessen geht die Quest-Crew wieder getrennte Wege. Ich komme erstmal richtig in Kolumbien an und erkunde Cartagena, vor allem die beeindruckende Altstadt. 

Nach langer Radelpause packe ich mal wieder meine sieben Sachen zusammen und, dank guter Straße, ca. 170 km später in Sincelejo wieder aus. Da hat's wohl einer leicht übertrieben, merke ich am nächsten Morgen, aber immerhin bisheriger Streckenrekord. Ein paar Abwägungen später entscheide ich den Nachtbus nach Medellin zu nehmen.