29.04.-02.05. Antigua und zur nächsten Grenze
Um 7:00 ist Abfahrt. Das Rad liegt gut verschnürt, zusammen mit den Sachen der Mitfahrer, auf dem Dach. Nach langen, heißen acht Stunden werde ich in Antigua abgeliefert und kann den restlichen Weg zu meinem Hostel Radeln. Zu meiner Freunde sinken die Temperaturen Abends auf angenehmens, Strickjacken-Niveau.
Hat mich doch noch "Montezumas Rache" erwischt. Die nächsten zwei Tage schalte ich einen Gang runter und verbringe viel Zeit in der Hängematte des Hostels. Antigua ist eine alte Kolonialstadt mit einer angenehmen Mischung aus Szeneläden und Historie, Touristen und Einheimischen. Eigentlich so gar nicht typisch für Guatemala, aber eine wohltuende Abwechslung.
Nach einer herrlich langen Abfahrt von Antigua in die heisseren Regionen erreiche ich Chiquimulilla und finde ein günstiges Hotel. Morgen wird die Grenze zu El Salvador passiert.
26.04.-28.04. Semuc Champey
Am nächsten Morgen bekomme ich ein kleines Frühstück. Ich muss noch einige Höhenmeter Bergauf, dann geht's bergab, allerdings mit der gleichen Geschwindigkeit wie Bergauf. Die ganze Fuhre scheppert fürchterlich und ich mache mir ein wenig Sorgen um Packtaschen und Rad. Alles hält. Gegen Mittag komme ich in Lanquin an. Ich kann mein Zelt direkt am Fluss aufbauen, auf dem Gelände einer Lodge. Den Rest des Tages chille ich in den Hängematten. Für Morgen habe ich eine Tour nach Semuc Champey gebucht, dem Natur-Ereignis.
Auf der Ladefläche eines Pickups fahren wir eine halbe Stunde auf übelster Waldpiste zum Naturpark. Es wird viel für die Tourteilnehmer geboten. Man springt von einer Schaukel mit locker zehn Meter langen Seilen mit Schwung in den Fluss, springt von einem Wasserfall, robbt mit Kerzen in den Händen durch eine Höhle, besteigt einen Mirador (einen Aussichtspunkt) hundert Meter über dem Fluss, rutscht im Fluss selbst von einem Bassin in das nächste, lässt sich auf aufgeblasenen LKW-Reifen über den Fluss treiben.
Heute gibt's nochmal einen Ruhetag. Materialpflege und Routenüberlegungen. Nach der anstrengenden Etappe nach Lanquin entscheide ich einen Bustransfer nach Antigua zu buchen.
23.04.-25.04. Bergetappe
Die Fahrt raus aus Flores ist eher unspektakulär. Die ersten fünfzig Kilometer sind wellig und gerade, kultiviertes Land allerorten, hin und wieder Wald, Urwald. Die Bauern roden ihr Land. Das Land wird für das Vieh benötigt, obwohl mir gar nicht so klar ist was die Rinder hier fressen, es sieht alles so karg und verdörrt aus. Wie die Rinder. Riesige Laster mit Rindern überholen mich immer wieder oder kommen mir entgegen. In Poptun fahre ich zu einer Finca mit Zeltplatz. schönes Anwesen, könnte man noch ein paar Tage aushalten, aber ich will weiter.
Nach Poptun wird die Strecke richtig schön, üppige Urwaldvegetation und Karstkegel säumen die Straße. Und heiss ist es, ich lege viele Zwischenstopps bei den ständig auftauchenden Mini-Supermarktbuden ein. Nachdem ich von meiner geplanten Route am nächsten Tag erzähle raten mir die Leute ab, "muy mal calle". Aber eine andere Strecke würde mindestens 3 Tage Umweg heissen. Ich fahre weiter, bis Las Conchas, und stelle mein Zelt bei einer Ökofarm auf.
Nach den Warnungen bezüglich der Strecke fahre ich schon um 6:00 los. Bis zur Stadt Fray läuft's ganz gut. Ab jetzt geht's Bergauf, aber noch auf Asphalt, immer noch OK. Ich frag mich wann die schlechte Strasse anfängt. 25km später finde ich die Antwort. Die Strasse die mich erwartet ist mehr eine Schotterpiste aus grossen Steinbrocken und Lehm. Und diese Piste führt jetzt steil Bergauf. Ab jetzt wird geschoben. Mittlerweile steht die Sonne im Zenit und es gibt kaum Schatten. Die nächsten Stunden konzentriere ich mich auf den besten Weg zwischen den Steinen hindurch. Mit meinem Tagesziel, Lanquin, wird's heute nicht's mehr. Bei Einbruch der Dunkelheit erreiche ich ein Bergdorf und frage eine Familie ob ich mein Zelt bei Ihnen aufbauen könnte, kann ich. Uff, für heute reicht's.
20.04.-22.04. Flores und Tikal
Nachdem ich die Grenze zu Mexiko per Flugzeug und zu Belize per Boot überquert habe kommt heute der erste "normale" übertritt per Fahrrad. Läuft alles glatt. Erstmal die Ausreisegebühr für die Belizer bezahlen und weiter zur Guatemalischen Seite. Als ich am richtigen Schalter stehe bekomm ich von einen etwas desinteressiertem Beamten meinen Stempel und Fahre weiter über den Grenzfluss. Flores ist mein Ziel. Entlang der Strecke gibt es immer wieder Militärkontrollstellen an denen ich aber mit einem freundlichen "Hola" vorbeirolle. Später erfahre ich das es auf dieser Strecke öfter zu überfällen auf Busse und Reisende kam. Ich komme zwischenfallfrei nach Flores und finde meinen Zeltplatz für die nächsten Tage auf dem Gelände einer Lodge mit phantastischem Blick auf die Inselstadt Flores. Da ich nicht mit den Rad nach Tikal fahre habe ich für den nächsten Tag einen Transfer zu den Ruinen gebucht.
Um 5:00 ist schon Abfahrt aus Flores, d.h. bei mir geht's schon los wenn's noch dunkel ist. Mit einer Lancha, so heissen die länglichen Boote hier überall, komme ich bei Mondschein auf der Inselstadt an und warte auf den Minibus. Noch ein paar andere Mitfahrer einsammeln und wir zockeln eine Stunde bis Tikal.Die Schwüle drückt, die Sonne brennt, die Affen brüllen - Willkommen im Regenwald. Tikal ist schon faszinierend. In der Blüte, vor über 1000 Jahren, lebten hier so 150.000 Menschen. Entsprechend weitläufig ist auch die gesamte Anlage. Zurück in Flores wartet ein leckeres Abendessen in meiner Lodge.
Für heute steht nichts auf dem Programm. Durch Flores und angrenzendes Santa Ana geschlendert, Einkäufe, Internet, Käffchen, Hängematte. Ziemlich schwülheiss hier, morgen soll's früh losgehen, um die etwas milderen Temperaturen in den morgenstunden zu nutzen.